Julias Torten und Törtchen

Herstellung einer Wettbewerbstorte – Teil 3: Der Wettbewerb


 
Dies ist nun der letzte Teil meiner Wettbewerbstorten Herstellung. Jetzt geht es um den Transport der nun fertigen Wettbewerbstorte und den Tortenwettbewerb an sich. Ich werde euch ein bisschen über meine Tage auf der Cake & Bake 2018 und meine Erfahrungen mit dem Wettbewerb, der Jury und dem gesamten Ablauf erzählen. Kleiner Spoiler: Es sind viele Tränen geflossen … und nicht die guten!
 

Der Transport

Ich denke jeder Transport wird je nach Aufbau der Torte anders ablaufen. In den meisten Fällen jedoch wird die Torte nicht schon in zusammengesetzter Form angeliefert, sondern erst am Veranstaltungsort „montiert“.
Meine Stöcke habe ich also einzeln in einen großen Umzugskarton gepackt, den ich am Boden mit einem Bettbezug ausgelegt hatte, damit die Styroporblöcke während der Fahrt nicht hin und her rutschen.
Außerdem solltet ihr euch bei größeren Torten unbedingt ein Rollbrett mitbringen, da dieses am Veranstaltungsort meist nicht gestellt wird. Denn in meinem Fall durfte die Torte nicht schon direkt auf dem Wettbewerbstisch zusammengebaut werden, sondern auf einem extra Tisch dafür, an dem man sich nur eine kurze Zeit (laut IGT 5 min.) aufhalten darf. Wer am Wettbewerbstisch Veränderungen an seiner Torte vornimmt kann disqualifiziert werden. (So war es zumindest bei diesem Tortenwettbewerb)
Zudem hat die IGT den Tipp gegeben, dass jeder Teilnehmer sich ein Reparaturset mitbringt, falls etwas während des Transports kaputt geht.
Neben diesem Set müsst ihr natürlich auch alles einpacken, was ihr zum Zusammensetzen der Torte benötigt, in meinem Fall war das zum Glück nur etwas Royal Icing und eine Winkelpalette.
 

 

Der Wettbewerb

 

Die Anlieferung

Jeder Tortenwettbewerb wird sicherlich ein bisschen anders ablaufen, deshalb berichte ich euch jetzt einfach von meinen Erfahrungen.
Nachdem ich sehr früh morgens losgefahren war, begleitet von meiner Freundin, und endlich das Tor 1 zur Anlieferung gefunden hatte standen schon viele vor mir in der Schlange zur Tortenannahme. Alle mit größeren oder kleineren Kartons auf den Armen und meist, so wie ich, in hilfsbereiter Begleitung.
Kurz noch die Metallicfarben zur Lebensmittel-tauglichkeits-Prüfung vorgezeigt ging es auch schon ans Zusammenbauen der Torte. Die gestapelte Torte vom Aufbautisch aufs Rollbrett zu bekommen war auf jeden Fall schon eine wackelige Angelegenheit, ebenso wie sie vom Rollbrett auf den Wettbewerbstisch zu hiefen, denn das frisch aufgetragene Royal Icing war noch nicht fest und so rutschten die Stöcke hin und her.
Deshalb war es umso ärgerlicher, als ich bemerkte, dass ich vergessen hatte die Klebchen mit meiner Ausstellungsstück-Nr. an meiner Torte anzubringen.
Eine „Aufpasserin“ teilte mir mit, dass ich nun die Torte wieder so zum Aufbautisch schaffen musste, wie ich sie von dort weg bekommen hatte (also sehr Nerven aufreibend) nur um zwei kleine Sticker an meinem Cake Board anzubringen, denn am Wettbewerbstisch durften keinerlei Veränderungen an der Torte vorgenommen werden … Ich war natürlich nicht begeistert, aber nach kurzer Absprache mit einem Kollegen wurde mir zum Glück doch gestattet die Klebchen am Wettbewerbstisch anzubringen.
Nun mussten wir die Halle bis zum Messebeginn wieder verlassen.
 

Die kritische Begutachtung

Nach Eröffnung der Cake & Bake Germany 2018 raste ich natürlich als erstes zum Tortenwettbewerb um meine Torte, aber auch die der anderen Teilnehmer in Augenschein zu nehmen.
Umso geschockter war ich, als schon ein Juror an meiner Torte stand, der sich kritisch mit einem Kollegen austauschte und an meiner Torte klopfte, leicht kratzte und vorsichtig hineindrückte. Dieses Bild sollte sich noch zwei mal wiederholen bevor ich nervlich am Ende das Weite suchte, denn irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl …. Ich schnappte mir also nochmal die Regeln und ging alles Punkt für Punkt durch, ich konnte aber nichts finden, wogegen ich verstoßen hätte und konnte mir deshalb auch nicht das kritische Verhalten der Juroren erklären.
Ich hatte zeitweise überlegt ob ich sie ansprechen sollte, fand dies dann aber doch zu aufdringlich.
 

 

Disqualifiziert!

Am nächsten Tag, als neben jeder Torte bereits die Bewertungen (Gold, Silber, Bronze, lobende Anerkennung und hat teilgenommen) auf einem kleinen Schildchen standen musste ich neben meiner Torte tatsächlich das Schildchen „Disqualifiziert“ finden! Grund: Eindeckmedium fehlt.
Mir wurde erstmal schlagartig schlecht und meine Tränen konnte ich natürlich auch nicht mehr zurückhalten (Nach 2 Monaten Arbeit wohl verständlich). Ich musste erstmal die Messe für eine Pause verlassen. Ich konnte mir nicht erklären was mit „Eindeckmedium“ gemeint sein sollte, denn mir fiel dazu nur Fondant ein, welches ich ja verwendet hatte.
Zur Juroren Sprechstunde um 13:30 Uhr stand ich bereits in den Startlöchern und der Juror, welcher für meine Kategorie zuständig war, wusste sofort um welche Torte es ging.
 

Meiner Torte geht es an den Kragen alias Requalifiziert

Wir schritten also an die Torte, wo man mir mitteilte, dass sie den Überzug meiner Torte nicht für Fondant gehalten hatten und deshalb am späten Nachmittag des Vortages das Schild „Bitte bei der Jury melden“ aufgestellt hatten. Zu diesem Zeitpunkt war ich leider bereits gefahren, da ich schon rund 8 h (inkl. Anlieferung) auf der Messe war und am nächsten Tag arbeiten musste.
Ich war sehr erleichtert zu hören, dass sie den Überzug nicht für Fondant hielten und dass dies der Grund für die Disqualifizierung war, denn weil ich sehr wohl Fondant verwendet hatte, konnte man das ja klären.
Durch die Paneling Technik waren ja gewisse Nähte zwischen den Fondant Quadraten und wegen der langen Arbeitszeit war das Fondant sehr hart geworden, weshalb die Jury dachte es handle sich um etwas anderes, was ich einfach auf den Styroporblock geklebt hätte.
Der Fotobeweis meiner unbemalten Torte reichte leider nicht aus, weshalb ich dann doch mit Skalpell bewaffnet meine Torte an einer unauffälligen Stelle beschneiden musste.
Der Beweis war erbracht und ich war wieder im Spiel!
 

 

Der Kampf um die Urkunde

Da selbst disqualifizierte Torten dennoch bewertet werden, konnte man mir auch sofort mitteilen, dass ich nun Silber gewonnen hätte 😀
Ich war absolut erleichtert und überglücklich!
Blöd war nur, dass durch die späte Änderung meines Status in Silber kein Schildchen mehr neben meiner Torte aufgestellt wurde und meine Torte so offiziell keine Bewertung hatte. Auf zweimalige freundliche Nachfrage ob ich denn ein neues Schildchen mit meiner Silber-Wertung bekommen könnte wurde leider nicht reagiert. Als dann am späten Nachmittag die Urkunden und Medaillen verteilt wurden, hatten die Juroren wohl vergessen sich untereinander abzusprechen, weshalb es wegen meiner vorherigen Disqualifizierung keine Urkunde gab. Mit den Worten „Ich kümmere mich darum“ flitzte der Juror den ich deshalb angesprochen hatte auch schon davon…. etwa 1 h später hatte sich leider immer noch nichts getan und jetzt begann schon bald die Preisverleihung für die Gold-Gewinner. Auf erneutes Fragen nach meiner Urkunde wurde erneut mit „Ich kümmer mich drum“ geantwortet.
 

 

Zumindest gibts ne Medaille

Am Ende des Tages (und der Messe) hatte ich dann zwar endlich eine Medaille, aber eine Urkunde gabs immer noch nicht.
Letztendlich hatte ich also Silber gewonnen, aber keiner hat es mitbekommen … man könnte jetzt sagen, dass das Ergebnis zählt, aber ich glaube jeder, der für seine harte Arbeit etwas gewinnt möchte auch, dass andere dies erfahren (Sonst gäbe es ja wohl kaum Medaillen oder Preisverleihungen … beides dient ja dazu andere wissen zu lassen was man erreicht hat … was wohl auch völlig in Ordnung ist!)


 

Der Kampf um die Urkunde geht weiter

Ich mag es wirklich nicht andere so zu nerven, aber eine Urkunde wollte ich dennoch haben, wenn schon keiner auf dem Tortenwettbewerb meinen „errungenen Sieg“ sehen konnte. Vielleicht ist das ja kleinlich, aber wenn man mehrere Monate so viel Nerven und Arbeit in etwas steckt, dann möchte man natürlich auch, dass dies von anderen (an)erkannt wird.
Als die Messe dann zuende war hieß es dann „Wir haben den Drucker gerade abgeschaltet, wir schicken dir die Urkunde zu“ …. Nachdem ich dann mitgeteilt hatte, dass ich nicht möchte, dass meine Torte mit dem „Disqualifiziert-Schild“ auf der Website der Wettbewerbsjury auftaucht bin ich dann gegangen … bleibt abzuwarten was daraus wird.
Alles in allem muss ich leider sagen, dass der Wettbewerb recht ansträngend und auch etwas enttäuschend war … Das lag nicht wenig an dem ganzen Theater mit dem Schildchen und der Urkunde, natürlich weiß ich, dass die Juroren auf so einem großen Wettbewerb viel zu tun haben, aber immerhin hatte ich viel Mühe in meine Torte investiert und hätte mir deshalb gewünscht, dass wenigstens ein Mitarbeiter oder Juror der IGT sich erbarmen würde und mir ein Schildchen oder eine Urkunde druckt und das am besten noch vor Ende der Messe …

Update: Heute ist doch tatsächlich recht zügig meine Urkunde angekommen 🙂 Hab mich riesig gefreut! Dieses mal ging es wirklich flott 🙂
 

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